15. Juni 2023

Luftwaffe Militärflugplatz / Flugplatzkommando Emmen  https://www.vtg.admin.ch/de/organisation/kdo-op/lw/flpl-emm.html


Oberst i Gst, Markus Thöni begrüsst und informiert uns über die Aufgaben der Luftwaffe. Thöni ist Kommandant des Militärflugplatzes Emmen und direkt dem Kdt LW unterstellt. Er ist seit 1988 Berufsmilitärpilot (während einem Jahr – bis zum Grounding – auch Pilot bei der Swissair), von 2014 -2021 Kommandant der Pilotenschule und seit 2022 Kdt Flpl Kdo Emmen.

Natürlich konnten wir in unserem fast dreistündigen Rundgang weder alles über die Luftwaffe erfahren noch alles sehen. Die Luftwaffe ist in erster Linie für alle militärischen Einsätze im Luftraum zuständig. Zu den Aufgaben gehören Lufttransport, Luftaufklärung sowie Schutz und Verteidigung des Luftraums, wo im Bedarfsfall sehr schnelle Reaktionen erforderlich sind. Für Laien ist es höchst erstaunlich, was und wie viel die Schweizer Luftwaffe leistet. Hier alles aufzuschreiben würde zig Seiten beanspruchen. Interessierte finden alle wichtigen Infos unter https://www.vtg.admin.ch/de/organisation/kdo-op/lw.html und weiterführenden Links.


Standort Emmen
In Emmen arbeiten rund 400 Zivilangestellte und Berufsunteroffiziere und -Offiziere. Zusammen mit der RUAG (wo die Flugzeuge der Schweizer Armee unterhalten und bei einer Beschaffung teilweise auch zusammengebaut werden, sind es 1500 Mitarbeitende. Siehe auch den Bericht von unserem Besuch bei der RUAG im Jahr 2018 https://www.unternehmer-netzwerk.ch/de/RUAG).

Im Jahr 1939 erfolgte im Emmer Haslifeld die erste Landung. Im Laufe der Jahre wurde die Graspiste im Zuge der militärischen und technischen Weiterentwicklung immer länger und es entstanden auch immer mehr Gebäude. In den kommenden Jahren sollen auf dem Areal weitere 60 Millionen Franken verbaut werden.

Für die Luftwaffe ist die stete Pflege von Beziehungen zu Behörden, Interessengruppen und Truppen wichtig, insbesondere auch jene zur Bevölkerung, wenn wie im Juli sämtliche Trainings und Einsätze der F/A-18 ab Emmen geflogen werden, welche zu erhöhten Emissionen führen.

Die Schweizer Luftwaffe verfügt über drei Jet-Militärflugplätze. Auch die F-35A, welche die F/A-18 ablösen werden, kommen ab den Flugplätzen Payerne, Meiringen und Emmen zum Einsatz. In Emmen besteht zudem eine Vereinbarung mit der Wirtschaftsförderung Luzern, damit zivile Flugzeuge, welche in wirtschaftlicher Verbindung mit Firmen des Kantons Luzern stehen, in Emmen landen und starten dürfen.


Ausbildung von Piloten
Zu Zeiten der Babyboomer und der Generation X, gab es jährlich ca. 2000 Bewerbungen für die Militärpilotenausbildung, heute sind es noch 400 - 500. Die Zulassungsbedingungen sind äusserst anspruchsvoll und stehen Männern und Frauen offen, aber nur wenige schaffen das umfangreiche Aufnahmeprozedere. In der Pilotenschule werden pro Jahr ca. 10 Piloten für die mehrjährige Ausbildung angestellt.

Sämtliche Piloten werden im Simulator Center in Emmen zuerst auf PC-7 ausgebildet. Was wir bei unserem Besuch punkto Ausbildung zu sehen bekamen, war für Laien höchst interessant. Beispielsweise die drei Flugsimulatoren und die Kabinen für Ausbildungs-Instruktoren. Dabei geht es um die Simulation des gesamten fliegerischen Spektrums. Via Instruktor werden verschiedenste Stufen und fliegerische Schwierigkeiten vorgegeben, damit ein angehender Pilot lernt, während eines Fluges sofort und richtig zu reagieren. Dann durchlaufen sie den zivilen Lehrgang zum Berufspiloten an der Lufthansa Aviation Training. Anschliessend erfolgt für angehende Jet- und Milizpiloten die Umschulung auf PC-21 und F/A-18 und für Helikopterpiloten auf EC635 und Superpuma.

Dies bedeutet, auch das Helikopterfliegen und Lastentransporte (inkl. Seilwinden) wird im Simulator erlernt. Fürs Heli-Fliegen sitzt der Instruktor direkt hinter dem angehenden Piloten und baut fliegerische Schwierigkeiten ein. Auch Nachtflüge werden geübt. Instruktion und Überwachung ist auch aus einem Nebenraum möglich, da es im Simulator zu- und hergeht wie in der Natur, d.h. bei böigen Winden werden Flugschüler und Instruktor heftig durchgeschüttelt.

Jede Pilotenausbildung beginnt also an einem Flugsimulator. Dank Flugsimulatoren wird Treibstoff eingespart und die Umwelt bleibt von Immissionen verschont. Zudem gilt jede Flugstunde im Simulator wie eine reale Flugstunde. Auch für erfahrene Piloten sind Trainingsnachweise im Simulator Pflicht.


Flüge ab Emmen
Ab Emmen werden jährlich während mehreren Wochen Trainings- und Luftpolizeieinsätze mit Kampfjets geflogen. Ausbildungen und Trainings finden sowohl in der Schweiz als auch im Ausland statt (im Rahmen von «Partnership for Peace» auch mit NATO-Staaten).

Auch PC-7 kommen zwecks Überwachung des Luftraums z.B. während des Besuchs von Staatsgästen oder während des WEF in Davos zum Einsatz.

Allgemein bekannt ist die Investition in den neuen Kampfjet F-35A aus den USA. Es handelt sich dabei um ein Kampfflugzeug, welches auch von vielen anderen Europäischen Staaten gekauft wurde. Für den Kauf wurden mit den USA Gegengeschäfte in der Höhe von 60 % vertraglich vereinbart.


Patrouille Suisse – Homebase Emmen
Die Kunstflugstaffel wurde 1964 gegründet, hat eine interessante Entwicklung hinter sich, ist das Aushängeschild der Schweizer Luftwaffe und hat auch schon internationale Auszeichnungen gewonnen. Seit 1992 ist Emmen die Homebase der Patrouille Suisse. Geflogen wird seit 1995 mit Kampfflugzeugen des Typs F-5E TIGER. Detaillierte Infos siehe:  https://www.vtg.admin.ch/de/organisation/kdo-op/lw/kdt-stv/berufsfliegerkorps/patrouille-suisse.htmlhttps://www.vtg.admin.ch/de/organisation/kdo-op/lw/kdt-stv/berufsfliegerkorps/patrouille-suisse.html


Lufttransporte
Zu den Lufttransporten gehören hauptsächlich militärische Transporteinsätze sowie die Unterstützung von Bodentruppen (auch bei Ausland- und Katastrophen-Einsätzen). Zudem werden Einsätze geflogen für die Landesregierung (und weitere Personen der Bundesverwaltung). Diese Flüge werden vom Lufttransportdienst des Bundes (LTDB) durchgeführt. Für Katastropheneinsätze oder zwecks Unterstützung der Polizei, kommen die Superpumas und EC635 zum Einsatz.


Luftgestützte Nachrichtenbeschaffung
In einer weiteren Halle empfängt uns Benjamin Keller, Fluglehrer Nutzlastoperteure auf dem Aufklärungs-Drohnen-Systemen 15 (ADS 15). Die Luftwaffe arbeitet seit 1999 operativ mit Drohnen. Dabei geht es um die luftgestützte Nachrichtenbeschaffung für die Armee und zivile Behörden (Sicherheitsverbund Schweiz - Grenzwachtkorps, Polizei usw.) in den Bereichen der Überwachung, Aufklärung, Erkundung, Zielortung und -verfolgung.

Im Drohnenkommando 84 arbeiten 23 Personen, davon sind 9 Berufsdrohnenpiloten. Die meisten Mitarbeiter verfügen über militärische Praxis und sind als Offiziere ausgebildet. Sowohl das Profi- als auch des Milizpersonal arbeitet im Drohnenkommando 84 als Drohnenoperateure, Einsatzplaner, Auswertungs-Offiziere sowie als Drohnenartillerie-Offiziere. Mit dem Drohnen-Aufklärungs-System 15 (ADS 15) werden luftgestützte Videos (Live-Stream) gemacht, welche man für die direkte Führung von Kräften am Boden (militärische Formationen oder Polizeikräfte) sowie für die Erstellung von nachrichtendienstlichen Produkten (Auswerte-Berichte und annotierte Bilder) nutzen kann. Ebenfalls wird ADS 15 für die Feuerleitung der Artillerie genutzt.

Auch bei der Überwachung der Grenzen (mit Live-Bildern für das Grenzwachtkorps) oder beim Personen- und Konferenzschutz (z.B. WEF) werden Drohnen eingesetzt und ab Emmen gesteuert. In solchen Fällen wird eng mit den zuständigen Organen des Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) zusammengearbeitet. ADS 15 wird auch bei Naturkatastrophen eingesetzt und kann wertvolle Beiträge im Bereich Übersicht über das Schadenausmass liefern.

ADS 15 wird wie ein «normales» Flugzeug geflogen. Daher muss ein Drohnenpilot die Berufspilotenlizenz mit Instrumentenflugberechtigung besitzen. Der Unterschied zu einem normalen Flugzeug ist, dass sich das Cockpit (Bodenkontrollstation) nicht im Flugzeug sondern auf dem Boden befindet. Für die Bedienung der Sensoren ist der Nutzlastoperateur zuständig.

Die Luftwaffe fliegt ADS 15 mit einer Zweimannbesatzung (Drohnenpilot, Drohnen-Nutzlastoperateur). Gestartet wird die Drohne via lokaler Antenne auf dem Militärflugplatz Emmen und kann mit weiteren Antennen, welche erhöht auf Bergen sind, über der ganzen Schweiz geflogen werden. Über diese Antennen werden die Steuersignale zur Drohne sowie die Videos von der Drohne zum Boden übertragen. Besteht keine Sichtverbindung von der Antenne zur Drohne, können die Steuersignale und Bilder über einen Satelliten übertragen werden. Zusätzlich zu den fixen Cockpits und Antennen in Emmen kann man auch ein mobiles Cockpit und Antenne einsetzen. Bei Verlust der Verbindung zur Drohne kann sie auf vordefinierten Routen eigenständig zum Startplatz zurückkehren und dort landen. Auch verfügt die Drohne über einen Notfallschirm und kann auf definierten Notlandeplätze oder -punkten ohne grössere Kollateralschäden gelandet werden.

Mit dem neuen Aufklärungs-Drohnen-System ADS-15 kann eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 200 km/h erreicht werden und sie kann bis zu 24 Stunden fliegen - je nach Sensorkonfiguration und Treibstoff. Das System kann dank einem Enteisungssystem auch bei schlechtem Wetter eingesetzt werden. Künftig wird ein Radarsystem in die Drohne integriert, damit ein Zusammenstoss mit anderen Teilnehmern im Luftraum (zB Gleitschirm oder Deltasegler) vermieden werden kann. Von der neuen Drohne gibt es in Emmen bereits drei Stück und drei weitere werden noch geliefert. Siehe auch https://www.vtg.admin.ch/de/einsatzmittel/luft/hermes-900-hfe-ads-15.html

Nachfolgend ein paar Bilder des Besuches in Emmen

Kurz vor Beginn der Führung freuen sich die BesucherInnen, an einem strahlenden Frühsommertag, vor der Flugzeughalle 1, auf die Begrüssung durch Oberst i Gst Markus Thöni, (im Tarnanzug). Auf dem Bild fehlt Vreni Schönenberger – sie knipste das Bild.

Blick ins Helikopter-Cockpit im Simulator eines Flugschülers. Hier wird gerade ein Flug in der Nähe des Vierwaldstättersees über der Zentralschweiz simuliert. Der Flugschüler muss lernen, den Heli in jeder Situation sicher zu steuern.

Von hier programmiert und beobachtet ein Instruktor den Instrumentenflug eines Flugschülers im Simulator. Die Kommunikation zwischen «Boden» und «Luft» ist jederzeit möglich.

Die Decke in der Halle 3 wird zur Ausstellung von ausgemusterten Drohnen genutzt. Hier sehen wir eine Drohne (ADS 95) mit gut sichtbarer Kamera für Luftaufnahmen.  

Die neueste Drohne ADS 15, mit elementaren technischen Daten. Drei Drohnen wurden bereits geliefert und drei weitere werden im Laufe dieses Jahres dazukommen.

Diese Grafik erklärt die Koordination zwischen Boden und Flugobjekt. Die Verbindung zwischen Boden und Luft gilt für alle Flugobjekte und ist wichtiger Teil der Ausbildung.

Text      Anita Herzig
Bilder   Werner Frey