11. Mai 2017

Wauwiler Champignons AG

www.wauwiler.ch

Am 11. Mai 2017 haben wir den grössten und modernsten Champignons-Produktionsbetrieb in der Schweiz besucht. Die Firma Wauwiler Champignons AG ist ein Familienunternehmen, 1951 in Biglen BE gegründet und seit 1987 im luzernischen Wauwil. Hier werden mit 170 Mitarbeitenden jährlich 550 Tonnen braune und 2250 Tonnen weisse Champignons produziert.

Daneben wird auch Handel mit verschiedenen Kultur- und Wildpilzen betrieben, die an diversen Standorten in der Schweiz produziert und nach Wauwil geliefert werden, zur koordinierten Auslieferung an die Abnehmer. 70 % aller in Wauwil produzierten und gehandelten Pilze gehen an den Detailhandel – inkl. Migros und Coop – und 30 % an Gemüsehändler. Gastronomiebetriebe werden durch die Gemüsehändler bedient. Täglich werden gegen 10 Tonnen Pilze ab Wauwil ausgeliefert. 

Die Pilze gelten zwar als Landwirtschaftsprodukt, geniessen aber gegenüber andern landwirtschaftlichen Erzeugnissen keinen Zollschutz. Dies bedeutet, zollfreie Importe drücken auf die Preise. Auch Champignons und andere Pilze kommen zu tiefen Preisen in die Schweiz, z.B. aus Polen, aber auch aus andern Ländern, bis hin nach China. In diesem Zusammenhang hat uns Markus Stutz, stellvertretender Geschäftsführer, ein paar unternehmerisch interessante Zusammenhänge über Aktions-Geschäfte bei den Grossverteilern verraten.

Der gewerbemässige Handel mit Wildpilzen ist in der Schweiz verboten. Ergo kommen Eierschwämme, Steinpilze und Morcheln, die auf Schweizer Tellern landen, alle aus dem Ausland. Für den Handel abgepackt werden diese in Wauwil. Dabei kommen Steinpilze vorwiegend aus Bulgarien und Ländern bis nach Weissrussland oder aus Afrika. Morcheln kommen heute hauptsächlich aus der Türkei; und den Chinesen ist es gelungen, Morcheln zu züchten, die mit den wild gewachsenen Morcheln geschmacklich praktisch identisch sind.

In Wauwil wird an 365 Tagen im Jahr gearbeitet – kultiviert und geerntet. Der Energiebedarf rund um die Uhr, insbesondere für die komplexe Temperatur- und Feuchtigkeitsregelung in den Produktionsräumen, ist entsprechend hoch. Durch Rückgewinnung der Abwärme wird eine jährliche Heizöl-Einsparung von 120‘000 bis 150‘000 Litern möglich. Zudem liefert eine Photovoltaikanlage auf dem Dach rund 600‘000 kWh Strom und etwa gleichviel muss zugekauft werden. Um das Risiko eines Stromausfalls zu verhindern, wird derzeit an der Anschaffung einer Notstromanlage gearbeitet. Zudem soll mittelfristig die gesamte benötigte Energie selber produziert werden.


Markus Stutz, Stv. Geschäftsführer, führt uns durch den Betrieb. Hier in einem Produktionsraum vor pflückreifen Champignons. Die Regelung von Feuchtigkeit und Wärme in den riesigen Kulturräumen erfordert viel Erfahrung und ist entscheidend für Wachstum und Qualität der Pilze.


Blick in einen Champignons-Kulturraum mit höhenverstellbarem Pflückwagen. Täglich – also 365 Tage im Jahr – werden ab 06.00 Uhr in der Früh bis abends um 20 Uhr Champignons ab sechs Etagen geerntet. In Wauwil sind 120 Pflückerinnen beschäftigt, die durchschnittlich in einem 75%-Pensum arbeiten. Eine Pflückerin erntet etwa 20 kg Pilze pro Stunde, arbeitet im Stundenlohn und erhält je nach Pflückmenge eine Prämie.


René Lang, mit seiner Kamera, zwischen zwei Etagen der riesigen Substratbehälter, in denen die Champignons reifen. Hier im frühen Reifestadion, mit ersten zaghaft aufkeimenden Champignons, von denen nach dem 17. Tag erstmals und danach während 4 bis 5 Tagen reife und unterschiedlich grosse Pilze geerntet werden können.


Blick auf die moderne Verpackungsstrasse. Von hier gelangen die in Schalen verpackten Pilze in den Kühlraum. Bis um 11 Uhr eingehende Bestellungen, werden bereits ab 14 Uhr verladen und in eigenen Kühlwagen zu den Kunden transportiert. Dabei werden die Temperaturen konstant überwacht und elektronisch im Temperaturmessprotokoll aufgezeichnet.


Netzwerken in gemütlicher Runde, im Haus von unserem geschätzten Mitglied René Lang in St. Erhard. Hier wurden wir von René und seiner Frau Brigitte verwöhnt – mit Wein, Apéro-Häppchen und diversen weiteren Champignons-Köstlichkeiten. Ganz herzlichen Dank an Markus Stutz für die Führung und für den kulinarischen Abschluss der Betriebsbesichtigung bei René!

Text: Anita Herzig
Bilder: René Lang