30. Oktober 2018

RUAG Aviation, Emmen

www.ruag.com

25 Personen sind am 30. Oktober zum Besuch bei der RUAG Aviation in Emmen erschienen. Die RUAG, ursprünglicher Rüstungsbetrieb des Bundes, ist heute weltweit in zahlreichen Bereichen für die militärische und zivile Sicherheit tätig. In Emmen arbeiten rund 1000 Personen.  Die RUAG Emmen ist primär Anbieter von Produkten für die Flug- und Raumfahrtindustrie. Hier werden zahlreiche Systeme und Komponenten entwickelt und hergestellt. Zudem werden in Emmen die Flugzeuge der Schweizer Armee unterhalten. Nachfolgend eine Umschreibung unseres Rundgangs, aufgeteilt in zwei Gruppen, durch die faszinierende Welt des Fliegens.

Mechanische Werkstatt
In der mechanischen Werkstatt erfolgt die Verarbeitung von Metallteilen, so das Fräsen, Strecken und Biegen von Metallteilen aller Art. Hier werden auch die riesengrossen Teile für Airbus-Flugzeuge gefräst. So steht denn für lange Flugzeugteile eine 10 Meter lange Fräsanlage zur Verfügung. Und für das Ziehen und Formen von Teilen ist eine Anlage in Betrieb, die mit einer Ziehkraft von bis zu 400 Tonnen arbeitet.

Ariane Raketen
Eindrücklich ist die Halle, in der die Montage der Ariane-Raketenteile erfolgt. Alle Ariane-Raketenteile werden in Emmen produziert und in zwei Halbschalen zusammengebaut. Sämtliche Teile müssen superleicht sein, weshalb die meisten Bestandteile aus Aluminium bestehen, die Schicht um Schicht aufeinander montiert und zuletzt in einem riesigen Ofen bei 240° «gebacken» werden, sodass sich die verschiedenen Materialien miteinander verkleben und optimal verbinden. Zum akustischen Schutz des Raketen-Innenraums wurde ein spezielles Material namens «Fairing Acoustic Protection» entwickelt. Dieser komplexe und superleichte Materialmix vermag den durch Schall erzeugten Lärm im Innenraum einer Rakete bis auf 12 dB zu vernichten. Die Halbschalen einer Rakete sind mehrere Stockwerke hoch und werden stehend, in einer extrem hohen Halle, zusammengebaut. Absolute Schwindelfreiheit ist hier unerlässlich. Inzwischen wurde noch eine weitere Halle erstellt, in der die Halbschalen liegend montiert werden können. Dadurch werden Montagezeit und Kosten gespart. Zuletzt werden die fertig gebauten und akribisch genau vermessenen Raketen-Halbschalen paarweise in nächtlichen Schwertransporten nach Basel geführt und nach Rotterdam verschifft. Von dort gelangen die Halbschalen auf dem Seeweg zur Endmontage nach Spanisch Guyana.

Tiger und Super Puma
Alle Helikopter der Schweizer Armee werden in Alpnach gewartet (siehe auch Rückblicke 2016, Event vom 27.04.2016). Nur der Super Puma, der mit einem hoch komplexen Suchscheinwerfer ausgerüstet ist, wird in Emmen gewartet. Ebenso alle Tiger-Flugzeuge. Auch der Umbau der noch existierenden FA 18 erfolgt in Emmen. Für diese Flugzeuge stehen vier Arbeitsplatzinseln zur Verfügung, d.h. vier Flieger können in einer Riesenhalle gleichzeitig unterhalten, gewartet und aufgerüstet werden. Interessant ist auch noch eine Nebenbemerkung unseres Visitor Guides: Die FA 18 können nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft – also während des Fluges – aufgetankt werden.

Teilefertigung für Flugzeuge
In Emmen wird auch an der Entwicklung, Fertigung und Endmontage von Rumpfsektionen für Passagierflugzeuge gearbeitet. So sind zum Zeitpunkt unseres Besuches Flügelteile für Airbus-Flugzeuge der Typen A 380 und A 330 in Arbeit. In der Malerei und Spritzerei werden die Flügelteile zuletzt grundiert und/oder lackiert. Anschliessend gehen diese zwecks Flügelmontage nach England. Von dort gelangen die fertig ausgerüsteten Flügel nach Frankreich für die Endmontage. In der heutigen Zeit erwähnenswert scheint mir die Tatsache, dass im Flugzeugbau nach wie vor alles von Hand montiert wird. Interessant ist die internationale Garantieregelung für die Produktion von Flugzeugteilen. RUAG muss für sämtliche Teile höchste Qualitätsanforderungen und Normen erfüllen. Bis zur letzten Niete müssen Material-Herkunft sowie alle Stationen von Verarbeitungs- und Montagearbeiten akribisch genau dokumentiert werden, sodass eine lückenlose Rückverfolgbarkeit auf alle Einzelteile möglich ist.

Leider darf in den riesigen Produktionshallen nicht fotografiert werden. Daher gibt’s nur drei Bilder:


Das RUAG-Betriebsgelände in Emmen besteht aus mehreren riesigen Hallen. Hier nur zwei davon.


Die Besucher/innen werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Hier wird die erste Gruppe vom Visitor Guide über Gebote und Verbote während des Rundgangs instruiert.


Wie meistens nach UNS-Betriebsbesichtigungen treffen sich die einen oder andern noch zum gemeinsamen Nachtessen. Hier im Restaurant Kreuz in Emmen.

Text: Anita Herzig
Bilder:  René Lang